Viele Gärten entstehen aus Sehnsucht nach einer Lebensweise, die uns abhandengekommen, aber immer noch vertraut ist. Und gleichzeitig sind sie Ausdruck eines profunden Humanismus, denn jeder Gärtner weiß, sein Werk gehört ihm nie allein. Marco Martella hat Teodor Cerics Reiseberichte in einem Band vereint und so eine Ode an das Leben geschaffen – das erst an jenem Tag vollends beginnt, an dem man einen Garten anlegt.
Im Frühjahr 1992, als die serbische Armee mit der Blockade Sarajevos beginnt, gelingt dem damaligen Literaturstudenten Teodor Ceric die Flucht aus seiner Heimatstadt. Er reist ohne festes Ziel quer durch Europa, seinen Lebensunterhalt verdient er sich mit Gelegenheitsarbeiten. So findet er Anstellung als Hilfsgärtner auf einem Anwesen im englischen Surrey, wo einst ein Schmuckeremit lebte, der sich zu bestimmten Tageszeiten zeigen musste, um die Gäste des Parks mit seinem Anblick zu erfreuen. In der Nähe von Paris besucht er den Garten Samuel Becketts, der auch von Godot hätte stammen können: einfach, streng, traurig, aufopferungsvoll verteidigt gegen jeden einzelnen Maulwurf. In Rom findet er einen einsamen Park namens Monte Caprino, wo die Römer einst Verräter in den Tod stürzten und der heute nur nachts seinen Zauber entfaltet … Auf seinen Reisen durch Europa erfährt Teodor Ceric, dass Gärten die Menschen Demut und Treue lehren. Sie verlangen ständige Aufmerksamkeit von ihrem Besitzer, ihre Schönheit jedoch ist für alle und jeden bestimmt.